„Das Wasser steht an der Fähre bis zur Oberkante der Schranke!“, so beschreibt ein Kamerad die Situation am Fähranleger in Missende in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 2023. Ein Bild, das einem nicht mehr aus dem Kopf geht, auch wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Bereits einen Tag vorher ist das Wasser in der Schlei leicht erhöht und die Nachrichtensender warnen im ganzen Land vor einem drohenden Rekordhochwasser an der Ostseeküste. Bootseigentümer bereiten noch am selben Tag Ihre Schiffe vor. Viele sind jedoch noch etwas skeptisch, schließlich sind wir Wind und Wetter hier im Norden ja gewohnt. Am frühen Freitagmorgen, um 3:28 Uhr wird unsere Feuerwehr zu einem „Baum auf Straße“ in Goltoft gerufen. Jetzt ist der Wasserstand schon deutlich höher als normal und ein starker unruhiger Wind ist spürbar. Um 10:27 Uhr wird die Regionale Führungsstelle durch die Amtswehrführung besetzt. Diese Alarmierung wird immer dann vorgenommen, wenn eine Überlastung der Leitstelle Nord erwartet wird. Jetzt ist zumindest jedem Feuerwehrmann klar, dass es am Freitagabend und in der Nacht zu Samstag ungemütlich werden kann.
Vollalarm
Um 16:37 Uhr am Freitag ist es dann so weit: Vollalarm für die Freiwillige Feuerwehr Brodersby-Goltoft. Vollalarm bedeutet: Alle Einsatzkräfte werden per Handy, Funkmeldeempfänger und Sirene alarmiert. Das Stichwort: Gerätehaus besetzen. Eine Standardalarmierung, um die Feuerwehr in Bereitschaft zu versetzen. Allerdings steckt zu diesem Zeitpunkt bereits mehr dahinter. Aufgrund des Hochwassers in der Schlei steigt auch das Wasser in der Füsinger Au über die Ufer. Die Freiwillige Feuerwehr Füsing hat Hoffnung ein an der Au gelegenes Wohnhaus schützen zu können und benötigt Unterstützung beim Füllen und Legen der Sandsäcke. Aufgrund der Größe und Ausstattung unserer Feuerwehr wird die Mannschaft aufgeteilt. Stellv. Gemeindewehrführer Jörg Petersen macht sich mit einer Gruppe im LF 10 zur Einsatzstelle in Füsing auf, während Gruppenführer Christopher Vespermann mit einer anderen Gruppe und dem TSF-W die Einsatzfähigkeit im Gemeindegebiet sicherstellt. Doch im Gerätehaus sitzen hilft auch keinem, beschließt die Bereitschaftsgruppe. Sie nehmen eine umfangreiche Ortskontrollfahrt vor und finden einige Äste und Bäume auf Straßen und Gehwegen. Mit Hilfe der Kettensäge und einem Radlader von Axel Lamp werden die Gefahren beseitigt. Auch die am Wasser gelegenen Häuser in Burg und anderen Ortsteilen wurden kontrolliert. Schützen können die Kameraden sie nicht vor den Wassermassen, die nun bereits durchs Erdreich drücken. Allerdings wurde sichergestellt, dass sich keine Personen in den Gebäuden oder in Gefahr befinden. Am späten Abend wird dann auch der Einsatz in Füsing beendet. Das Wasser konnte auch dort nicht aufgehalten werden. Neben mehreren weiteren Alarmierungen zu Gehölz auf Straßen und Wegen sollte eine Staffelbesatzung Freitagnacht eigentlich noch in den Bereitstellungsraum nach Süderbrarup verlegt werden. Allerdings wurde diese Alarmierung nach wenigen Minuten wieder abgebrochen.
Ende in Sicht?
Am Samstagmorgen schien das Schlimmste wohl überstanden. Jedoch kein Grund zum Ausruhen für die Feuerwehr. Die Fahrzeuge mussten gereinigt und die Ausrüstung überprüft werden. Dabei wurden mehrere Schäden an Tauchpumpen und Wathosen festgestellt. Im Laufe des Tages wurden noch mehrere Gefahren, wie Äste, die drohten zu fallen, beseitigt. Zudem wurde versucht einen Keller leer zu pumpen. Dies gelang jedoch nur bedingt, da der Boden rund um das Gebäude noch zu viel Wasser in die Wände drückte. Nach einigen Kontrollfahrten wurde die Arbeit der Feuerwehr dann wieder eingestellt und die Führungsstelle übergab die Alarmierung wieder an die Leitstelle Nord.
Insgesamt ein aufregendes Ereignis, doch unsere Gemeinde hatte Glück und nur geringe Sturm- und Wasserschäden zu melden. In der anschließenden Woche waren noch einige Feuerwehren aus dem Amt Südangeln in Schleswig oder Orten an der Ostsee zu Unterstützung im Einsatz.